FDP Bad Lippspringe 70 Jahre im Rat der Stadt vertreten

Kommunalpolitik war in Bad Lippspringe schon immer Sache der Bürger. Hier das historische Foto einer Ratsvertretung im Jahre 1929. Das Bild entstand auf der Treppe vor dem damaligen Rathaus nahe der Lippequelle
Ein starkes Stück Stadtgeschichte. Kommunalpolitik war in Bad Lippspringe schon immer Sache der Bürger. Hier das historische Foto einer Ratsvertretung 1929. Das Bild entstand auf der Treppe vor dem damaligen Rathaus — noch ohne Frauen und ohne Liberale.

Seit 70 Jahren ist die FDP im Rat der Stadt Bad Lippspringe vertreten. Nur CDU und SPD stellen seit dem Zweiten Weltkrieg noch länger, nämlich seit September 1946, demokratisch gewählte Männer und Frauen im Kommunalparlament. „Der Ortsverein der Liberalen schaut in diesen Tagen mit Stolz auf sieben Jahrzehnte Kontinuität und Beharrlichkeit“, sagt Ortsvorsitzende Petra Krieger-Brockmann.

Neben den zwei großen Volksparteien und den Liberalen habe es seit Kriegsende ein ständiges Kommen und Gehen von mehr als einem Dutzend kleinerer Parteien, Wählergemeinschaften und fraktionslosen Einzelbewerbern gegeben, erinnert sich Anni Hossfeld (83), langjährige Ratsfrau, Ortsvereinsvorsitzende und gegenwärtige Seniorenbeauftragte der Partei. „Von den kleineren Parteien hat nur die FDP über 70 Jahre ihre Position verteidigt. In der Spitze haben wir bis zu sechs Ratsmitglieder gestellt.“ Seit der Abschaffung der Fünf-Prozenthürde 1999 werde die Behauptung einer liberalen Linie im Stadtrat allerdings immer schwieriger, beklagt die große alte Dame der örtlichen FDP.

Bei der dritten Kommunalwahl seit Kriegsende am 09.11.1952 wurden auf Anhieb drei FDP-Vertreter in den 19-köpfigen Rat gewählt - neben CDU (7), SPD (3), Zentrum (5) und BHE (1, Bund der Heimatlosen und Entrechteten). Männer der ersten Stunden waren: Dr. Carl-August Brackmann, Karl Goeke und Herbert Grohmann. Obwohl der Landesverband Westfalen einer Liberaldemokratischen Partei bereits Ende 1945 gegründet wurde, kam es in Bad Lippspringe erst 1975 zur Gründung eines eigenen FDP-Ortsverbands durch Horst Böttger. Bis dahin war die Parteiarbeit vom Kreis- und Ortsverband Paderborn betreut worden. Böttger, ebenfalls langjähriger Ratsherr, Fraktionschef und Ortsverbandsvorsitzender erhielt 1991 für sein kommunalpolitisches Engagement sogar das Bun- desverdienstkreuz am Bande verliehen.

„Demokratische Strukturen sind auch 2022 weltweit leider keine Selbstverständlichkeit und immer wieder gefährdet“, sagt Parteichefin Krieger-Brockmann mit Blick auf die liberalen Anfänge. Die letzten freien Kommunalwahlen in der Weimarer Zeit hatten 1929 stattgefunden. Nach dem von Adolf Hitler angezettelten und verlorenen Zweiten Weltkrieg setzten die Briten in Bad Lippspringe zunächst einen kommissarischen Bürgermeister ein. Am 28.12.1945 trat die erste eingesetzte politische Vertretung zusammen. 15 berufene, aber nicht gewählte, Ratsmitglieder bestimmten den Fabrikanten und Kunstmaler Josef Struck (CDU) zum Bürgermeister. Stellvertreter wurde Heinrich Hölscher. Kurt Schütte übernahm das Amt des Stadtdirektors.

Ihr bestes Wahlergebnis erzielte die Bad Lippspringer FDP 1984 mit 17,8 Pro-zent der Wählerstimmen und sechs von damals 33 Ratsmandaten (CDU 16, SPD 11) mit Gottfried Arend, Johannes Böning, Horst Böttger, Michael Düchting, Jürgen Gensicke und Anni Hossfeld. Aktuell stellt die FDP zwei Ratsherren. Fraktionschef Thomas Lotz und Lukas Lambrecht haben mit 38 und 25 Jahren inzwischen den Generationswechsel eingeleitet. Lotz: „Es ist gut, dass wir die vielen Aufgaben, die eine so kleine Fraktion stemmen muss, auf mehrere Schultern verteilen können.“